Ich bin kein Schriftsteller. Und doch schreibe ich. Die Schreibmaschine ist mir zu einem liebevollen und notwendigen Partner geworden. Das schwarze Ungetüm steht wartend, ständig wartend auf meinem Schreibtisch. Sie wartet darauf meinen Fragen beantworten zu dürfen. Sie sehnt vielleicht sogar danach, wie ich mich oftmals sehne, Antworten zu finden auf Fragen, die ich mir selbst nicht zu stellen wage. Also frage ich sie.

Ich sitze am Schreibtisch, fädle ein Blatt Papier ein, jenes nicht zu glatte Schreibmaschinenpapier, auf dem sich dann die Worte niederlassen, Sätze bildend, mir Antworten gebend auf an das Ungewisse gestellte Fragen.

Ich schaue zum Fenster hinaus. Sehe. Die sich schon herbstlich rot verfärbenden Blätter eines buschigen Baumes, der leuchtend sich abhebt gegen den dunklen Regenhimmel und über das dunkelrot beziegelte Dach des gegenüberliegenden Hauses zu mir herüberblickt. Als ob er zu mir sprechen wolle. Was will er nur sagen? Mir, der ich ihn sehe.

Die Gardine ist mir im Weg. Ihr Muster zeichnet ein unregelmäßiges Netz über die Welt, die ich durch das Fenster betrachten kann.
Ein Auto fährt vorbei. Es stört ihn nicht, den Baum. Auch das Haus – es rührt sich nicht, steht unbeeindruckt da, wartet darauf, von seinen Bewohnern bewohnt zu werden.
Nur ich, ich werde leicht angestoßen vom Sogwind des Fahrzeugs, getroffen von dem Dröhnen des doch leisen Motors, meine Augen mitgerissen von der vorüberziehenden Bewegung. Eine Bewegung. Bewegung heißt Leben.
Ja, in diesem blechernen brummenden Ding steckt Leben. Ein Mensch muss es lenken, es seinem Willen gefügig machen, die Richtung geben, Gas geben, beschleunigen, bremsen. Ein Mensch am Steuer einer Maschine, die ihn bewegt. Oder bewegt sie ihn? Was wäre sie ohne den Menschen, der sie lenkt? Nichts!

Was bin ich ohne den Menschen, der mich lenkt, der mich beschleunigt, mich abbremst, wenn´s zu schnell geht, der mich auch mich selbst lenken lässt?

Ja, du schwarzes Ding, stehst klappernd auf meinem Schreibtisch, gibst Töne von dir, nicht gerade melodiös, aber vernehmlich und verständlich.
Der Baum mit den vormals leutchtenden Blättern, er steht nun da und lässt sie hängen, übergossen vom strömenden Fall des zur Erde stürzenden Wassers – es regnet – es rauscht und blubbert in den Dachrinnen und Gullis bis herein in mein Zimmer – der Himmel hat Waschtag – auch mich sollte er säubern vom grüblerischen Sinnen – ich werde das Fenster öffnen!

Und weiter schreiben!

Diesen Text hat jenes schwarze Ding im Jahre 1984 ausgespuckt. Danach hat sich vieles verändert. Beruf, Hochzeit, Kinder, und das Schreiben war nicht mehr möglich mangels nötiger Muße …
Nun steht ein Laptop auf dem Schreibtisch, hat das schwarze Monster längst abgelöst … und leistet mir auf´s Neue Gesellschaft und Dienste.
Und es ist gut so.