„Mit fast gelöschter Schrift schreiben das Unsagbare“

Ich schrieb diese Worte gedankenverloren in den Wind, der Herbstblätter von Bäumen wischt, Naturworte von gewachsenen Schultafeln, und sehe ihnen nach wie sie verwehen, und doch, sie hinterlassen Spuren, ich weiß nicht wo, irgendwo, da werden sie aus dem Winde fallen, hinter einem Haus vielleicht im Schatten sich sammeln, vielleicht findet sie jemand, und so werden sie nicht umsonst geschrieben worden sein.

Ein Mann, er sitzt auf einer Bank, gebeugt, gestützt auf seine Hände, seine Arme, mit den Ellbogen auf den Knien, schaut einem kleinen rotgelben Blatt eines Essigbaumes zu, das sich tapfer wehrt gegen die erdrückende Mehrheit braunbunter Blätter anderer Bäume – es ist allein unter den vielen. Der Wind treibt immer neue dazu, ein Kreisel entsteht, ein kleiner Wirbel, im Zentrum das Essigblatt mit seinen gespreizten Fingern, und auf einmal ist es verschwunden, zugedeckt.
Ich glaube Enttäuschung im Gesicht des Mannes zu erkennen, oder ist es Trauer? Ist es das Blatt, das vom Winde verweht wird wie die Freude aus seinem Gesicht?

Eine Weile starrt er fast missmutig auf die Stelle, wo vorher das Blatt zu sehen war, dann steht er abrupt auf, beugt sich, kniet nieder und holt das Blatt wieder aus seiner Versenkung hervor. Er hält es in der Hand, behutsam, blickt es an, freut sich über die Farben, ein Lächeln huscht über sein Gesicht, er steht auf, hält es hoch über seinen Kopf, wartet ein wenig und gerade, als der Wind mit einer kräftigen Böe an seinen Haaren, seinem Mantel zerrt, lässt er das Blatt los, und es fliegt ein Stück empor, fällt etwas herab und segelt beschwingt in fröhlichem Tanz davon.

Der Mann blickt ihm nach, runzelt nachdenklich die Stirn, nickt mit dem Kopf, dreht sich um und geht fort.

Worte in den Wind, denke ich.